„Umso wichtiger ist es, das genaue Ausmaß und die Gründe der ungleichen Bezahlung zwischen Frauen und Männern detailliert und differenziert aufzubereiten“, betonte Spiegel. „Denn der Gender Pay Gap beschreibt nur den durchschnittlichen Verdienstunterschied. Wir brauchen aber mehr Transparenz, daher habe ich eine statistische Analyse in Auftrag gegeben, die der Frage ‚Warum verdienen Frauen weniger?‘ detailliert für Rheinland-Pfalz auf den Grund geht“, sagte Anne Spiegel. Die Ursachen für den Gender Pay Gap, der sich in nur sehr geringen Schritten reduziert, sind vielfältig und haben zum Teil gravierende Folgen. Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen. Im Falle einer Scheidung geraten alleinerziehende Mütter schnell in wirtschaftlich prekäre Situationen.
Auffällig ist, dass Frauen in Ausbildung oder Studium in der Regel die höherwertigen Abschlüsse erreichen. „Auch in Rheinland-Pfalz haben wir einen Gender Pay Gap von 15 Prozent. Gleichberechtigte Teilhabe sieht definitiv anders aus“, so Spiegel.
Erste Ergebnisse der statistischen Untersuchung zeigen: Es sind mit 82,7 Prozent überwiegend Frauen, die in Teilzeit arbeiten, während der Männeranteil an den Teilzeiterwerbstätigen in Rheinland-Pfalz lediglich bei 17,3 Prozent liegt. Denn Frauen übernehmen nach wie vor maßgeblich die unbezahlte Care-Arbeit. Sie versorgen die Kinder und pflegebedürftige Angehörige, sie putzen, waschen, kochen. Das ist Zeit, die sie nicht der bezahlten Erwerbsarbeit widmen können. Damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Führungspositionen aufsteigen. Der Frauenanteil an Führungskräften liegt in Rheinland-Pfalz bei 29,9 Prozent, der der Männer bei 70,1 Prozent.
Der bereinigte Gender Pay Gap, ein weiterer Schlüsselwert, liegt im Bundesdurchschnitt bei sechs, in Rheinland-Pfalz bei fünf Prozent. Er misst ausschließlich den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Das heißt, der bereinigte Gender Pay Gap besteht aufgrund von direkter, sexistischer Diskriminierung. Oder anders formuliert: Frauen verdienen im Durchschnitt in Deutschland 6 Prozent weniger als Männer für die gleiche Arbeit, weil sie Frauen sind.
Frauenministerin Anne Spiegel begrüßt, dass die EU-Kommission dem Thema Equal Pay mittlerweile eine höhere Priorität beimisst. „Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie zur Entgelttransparenz enthält wichtige Maßnahmen, um Lohntransparenz für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gewährleisten und verbessert ihre Möglichkeiten, sich rechtlich gegen Lohndiskriminierung zu wehren“, erklärte Frauenministerin Spiegel. So ist es etwa ein wichtiger Schritt, dass die Beweislast auf Arbeitgeber-Seite liegen soll. Das bedeutet, dass bei ungleicher Bezahlung die Arbeitgeber-Seite nachweisen muss, dass dem keine Diskriminierung in Bezug auf das Geschlecht zugrunde liegt. Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten sollen verpflichtet werden, Informationen über das Lohngefälle zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in ihrer Organisation zu veröffentlichen. „Dass hier mehr Transparenz geschaffen werden soll, begrüße ich sehr. Wenn Unternehmen Verdienstunterschiede transparent machen müssen, ist dies ein starker Anreiz, Frauen und Männern die gleichen Löhne zu zahlen“, sagte Anne Spiegel.