Risikofaktoren

Bei der Mehrzahl der von Schlaganfall und Herzinfarkt betroffenen Frauen und Männer liegen Risikofaktoren für eine Arterienverkalkung (Atherosklerose) vor. Dennoch gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Einer der Gründe dafür ist die Tatsache, dass Frauen im Durchschnitt ca. 10 Jahre älter sind, wenn sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden.

Obwohl noch immer mehr Männer als Frauen rauchen, ist der Rückgang des Rauchens bei Frauen langsamer als bei Männern. Junge Raucherinnen stellen eine Risikogruppe dar, insbesondere wenn auch die Pille eingenommen wird.
 
Hört eine Frau mit dem Rauchen auf, so ist schon nach einem Jahr das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall halbiert.

Bei Frauen kommt es nach den Wechseljahren häufig zu einer Änderung der Blutfettwerte. Das günstige Cholesterin (HDL-Cholesterin) sinkt und das ungünstige Cholesterin (LDL-Cholesterin) steigt. Darüber hinaus haben Frauen mit erhöhten Triglyzeridwerten ein erhöhtes Risiko für einen späteren Herzinfarkt.

Vor dem 55. Lebensjahr leiden mehr Männern als Frauen an Bluthochdruck (arterieller Hypertonie), später kehrt sich dieses Verhältnis jedoch um. Hinzu kommt, dass Frauen im Vergleich zu Männern seltener eine konsequente medikamentöse Blutdruckeinstellung erhalten.

Der Diabetes mellitus ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen. Das Risiko für einen Herzinfarkt ist für Männer mit Diabetes zweifach und für Frauen mit Diabetes vierfach höher als für Nicht-Diabetiker. Darüber hinaus ist das Risiko an einem Herzinfarkt zu versterben für Frauen mit Diabetes mellitus um 50 Prozent höher als für Männer mit Diabetes. Der Grund hierfür ist, dass Frauen neben dem Diabetes häufig noch weitere Begleiterkrankungen haben.

In den letzten Jahren stieg die Zahl der Menschen, die bereits im Kindesalter übergewichtig werden in den westlichen Industrieländern stetig an. In einer Untersuchung an 750 Frauen mit Verdacht auf eine Verengung der Herzkranzgefäße (Women's Ischemia Syndrome Evaluation) waren mehr als ¾ der Frauen übergewichtig oder sogar fettleibig. Darüber hinaus gaben über 70 Prozent der Frauen eine zu geringe körperliche Aktivität an.
 
Des Weiteren konnte eine aktuelle Arbeit zeigen, dass gerade bei Frauen die Kombination aus Übergewicht und Bewegungsmangel das Risiko für eine Arterienverkalkung stark erhöht.

Frauen sind insgesamt stärker gefährdet als Männer einen sog. kardioembolischen Schlaganfall zu erleiden. Hierbei handelt es sich um Blutgerinnsel, die sich im Herzen aufgrund von bestimmten Herzrhythmusstörungen ("Vorhofflimmern") bilden und dann als Embolie in das Gehirn gelangen, wo sie meist größere hirnversorgende Blutgefäße verschließen. Daraus resultieren in der Regel schwerwiegende Schlaganfälle mit einer vergleichsweise nur schlechteren Erholung im Verlauf. Aus diesem Grund ist es gerade bei Frauen mit entsprechenden Herzrhythmusstörungen besonders wichtig entsprechende Diagnostik zu betreiben und mit blutverdünnenden Medikamenten wie Marcumar einem Schlaganfall vorzubeugen.

Mehr als 50 Prozent aller Frauen mit Schlaganfall unter 50 Jahren zeigen keine der bekannten klassischen Risikofaktoren, allerdings sind gerade hier besondere Risiken zu beachten. Zum einen stellt die mit deutlicher Dominanz bei Frauen vorliegende Migräne einen eigenständigen Risikofaktor für Schlaganfälle dar. Zusätzlich bestehende Risikofaktoren wie z. B. Rauchen und die Einnahme von Hormonen steigern die Schlaganfallrate erheblich. Aber auch die Einnahme von Hormonen alleine, sei es zur Empfängnisverhütung aber auch nach der Menopause, führt zu einer gewissen Erhöhung des Schlaganfallrisikos, wobei hier das Risiko vor allem erst in der Kombination mit weiteren Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck deutlich zunimmt.