Schlaganfall
Der Schlaganfall ist eine Volkskrankheit. Er ist in den entwickelten Industrienationen mittlerweile die dritthäufigste Todesursache bei Frauen; in einigen Ländern bereits die häufigste Todesursache - noch vor allen Tumorerkrankungen. Er ist die wichtigste Ursache vorzeitiger Behinderung und Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter. Mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die einen Schlaganfall überleben, brauchen dauerhafte Hilfe im täglichen Leben. Aktuell rechnet man in Deutschland mit 200.000 Neuerkrankungen im Jahr - mit stetig steigenden Erkrankungszahlen. Mehr als 800.000 Menschen müssen mit den Folgen eines Schlaganfalls leben.
Generell erkranken zwar immer noch mehr Männer als Frauen an einem Schlaganfall, die Schlaganfallraten bei Frauen steigen allerdings besonders deutlich. Dies liegt unter anderem auch daran, dass die Erkrankungshäufigkeit für den Schlaganfall mit zunehmendem Alter steigt und Frauen im Durchschnitt 10 Jahre älter werden als Männer. Während das Durchschnittsalter für einen Schlaganfall bei Männern 68 Jahre beträgt, liegt es bei Frauen bei 75 Jahren. Bereits heute sind unter den Schlaganfällen im höheren Alter die Frauen in der Überzahl.
Halbseitige Lähmungserscheinungen
Plötzlich auftretende Lähmungen, vornehmlich einer Körperhälfte
Herabhängende Mundwinkel
Ein herabhängender Mundwinkel oder ein halbseitiges Taubheitsgefühl im Gesicht oder am Körper
Sprach- und Sprechstörungen
Auch akut auftretende Sprechschwierigkeiten wie verwaschene Sprache oder "Wortsalat" und Sprachverständnisstörungen sind ein häufiges Warnsymptom
Plötzliche Sehstörungen mit plötzlicher Erblindung eines Auges
Weitere Zeichen können eine plötzliche Erblindung auf einem Auge, Verschwommensehen oder Doppelbilder, plötzliche Gangunsicherheit und Schwindel oder stärkste Kopfschmerzen sein
Gesprochenes Wort wird nicht verstanden
Nach einigen Untersuchungen zeigen Frauen - ähnlich der Situation beim Herzinfarkt - häufiger untypische Symptome wie Verwirrtheit, Schmerzen oder Bewusstseinsstörungen als Zeichen des Schlaganfalls.
Dies kann teilweise erklären, dass Frauen aufgrund falsch interpretierter Befunde zumeist später in der Klinik eintreffen als Männer. Dazu kommt, dass gerade viele ältere Frauen alleine leben und keine Angehörigen haben, die den Rettungsdienst verständigen könnten. Oft gehen dem eigentlichen Schlaganfall ähnliche, aber nur kurz dauernde Symptome um Tage oder Wochen voraus. Diese Warnsymptome sind ebenso ernst zu nehmen wie der tatsächliche Schlaganfall: Zum einen ist zum Zeitpunkt des Auftretens noch nicht abzusehen, ob sich die Symptome wieder zurückbilden, zum anderen kann die kurzfristige Störung als letzte Warnung verstanden werden, notwendige Untersuchungen durchzuführen.
Dem Schlaganfall liegt in etwa 80 Prozent der Fälle eine akute Durchblutungsstörung zu Grunde, bei der ein hirnversorgendes Blutgefäß akut durch ein Gerinnsel verstopft wird und so kein Sauerstoff mehr zu den Hirnzellen gelangen kann. In 20 Prozent der Fälle ist die Ursache eine Blutung in das Gehirn, meist verursacht durch einen Riss eines Blutgefäßes. Diese beiden Schlaganfalltypen sind letztlich erst in der Klinik durch Röntgenverfahren (Computertomographie) sicher voneinander zu unterscheiden.
Der akute Schlaganfall ist ein Notfall und erfordert die umgehende Alarmierung des Rettungsdienstes und den sofortigen Transport in ein Krankenhaus. Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie kann das Risiko für bleibende Behinderungen deutlich gemindert werden. So ist es mittlerweile möglich, ein Blutgerinnsel, das zum Verschluss einer hirnversorgenden Schlagader geführt hat, mit blutverdünnenden Mitteln wieder aufzulösen ("Thrombolyse"). Dies gelingt aber in der Regel nur innerhalb der ersten drei Stunden nach Beginn der Ausfallerscheinungen. Aber auch über dieses Zeitfenster hinaus profitiert eine Schlaganfallpatientin oder ein Schlaganfallpatient in der Frühphase von der Überwachung und Einstellung verschiedener Vitalparameter wie Blutdruck, Blutsauerstoff oder Blutzucker im Rahmen der Intensivüberwachung auf einer spezialisierten Schlaganfallstation ("Stroke Unit"). Hier wird auch die rasche weitere Diagnostik wie Computer- und Kernspintomographie des Gehirns oder Ultraschalldiagnostik der Halsschlagadern und des Herzens garantiert.
Im Anschluss an die Akuttherapie sind intensive meist wochenlange Rehabilitationsmaßnahmen wie Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie notwendig, um gerade in der Frühphase nach dem Schlaganfall die Erholung ausgefallener Funktionen zu fördern. Wiedereingliederung ins Berufsleben, monate- oder sogar lebenslange krankengymnastische Behandlungen oder Sprachtherapien, im schlimmsten Fall eine bleibende Pflegebedürftigkeit, sowie eine Umstellung der finanziellen Situation verlangen der Patientin oder dem Patienten und den Angehörigen höchste Belastungen ab. Selbsthilfegruppen können hier sehr hilfreich sein. Da Frauen im Durchschnitt älter sind als Männer, wenn sie einen Schlaganfall erleiden, kann sich ihr Gehirn schlechter davon wieder erholen. Dazu kommt, dass Frauen meist schwerere Schlaganfälle haben. Nur jede zweite Frau, die nach einem akuten Schlaganfall aus dem Krankenhaus entlassen wird, kann drei Monate später wieder vollständig unabhängig ihre Alltagsaktivitäten aufnehmen, bei Männern sind es dagegen fast 70 Proze
Der beste Schlaganfall ist allerdings derjenige, den man bereits im Vorfeld abwenden kann. Der wichtigste Risikofaktor eines Schlaganfalls ist ein erhöhter Blutdruck. Aber auch Rauchen, Diabetes, erhöhte Blutfettwerte, Herzrhythmusstörungen, Übergewicht und Herzerkrankungen gehören zu den relevanten Risiken, bei Frauen zudem die Einnahme von Hormonen und das Vorliegen einer Migräne. Das Risiko ist besonders hoch, wenn mehrere Faktoren gemeinsam auftreten. Hier ist es dringend notwendig, gemeinsam mit der behandelnden Hausärztin oder dem Hausarzt die entsprechenden Risiken genau zu überwachen und möglichst streng einzustellen. Dies gilt ganz besonders für Menschen, bei denen es bereits einmal zu einem Schlaganfallereignis gekommen ist.