Der Betroffenenrat stellt sich vor

Symbolbild: Konferenztisch bei einem Team-Meeting

Im März 2023 wurde der Betroffenenrat Rheinland-Pfalz als erster Rat dieser Art auf Landesebene ins Leben gerufen. Wir sind 8 Personen, die selbst Erfahrung mit sexualisierter Gewalt in der Kindheit oder Jugend haben. Unsere Mitarbeit ist ehrenamtlich. Bei der Auswahl der Mitglieder wurde auf Vielfalt und ein breites Spektrum von persönlicher Expertise geachtet. Inhaltlich sind wir vom MFFKI unabhängig, bekommen aber Räumlichkeiten für Treffen gestellt.
Unsere Aufgabe als Betroffenenrat ist es, die Landesregierung zum Thema sexualisierte Gewalt zu beraten. Das umfasst verschiedene Ursachen, Formen und Verbreitung, sowie die Folgen solcher Gewalt. Wir setzen uns für die Belange von Betroffenen jeden Alters, jeden Geschlechts und jeder Herkunft und auch für alle behinderten Betroffenen in Rheinland-Pfalz ein. Wir sind dabei parteilich und stellen uns klar auf die Seite von Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Alle Beteiligten verpflichten sich demokratischen Prinzipien.

Falschinformationen vermeiden

Symbolbild: Frau arbeitet an einem Laptop

Welche Ziele haben wir uns gesetzt?

Zu den Zielen, die im Anschluss an dieses große Projekt in den Vordergrund rücken werden, gehören Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, um in der Bevölkerung ein größeres Bewusstsein für sexualisierte Gewalt zu schaffen, damit mehr Menschen hinsehen und aktiv helfen. Dafür sind z.B. Kunstaktionen, Ausstellungen, Lesungen und Aktionen in den sozialen Medien denkbar. Das kann auch zur Entstigmatisierung von Trauma-Folgestörungen beitragen und die Last von Schuld- und Schamgefühlen von Betroffenen mindern. Ihre gesellschaftliche Stellung soll spürbar verbessert werden. Falschinformationen und verzerrten Darstellungen von Fakten, sowie reißerischer Ausbeutung von persönlichen Geschichten werden klare, transparente und wissenschaftlich fundierte Stellungnahmen entgegen gesetzt und, wo nötig, fehlende Studien angeregt.

Das Problem an der Wurzel packen

Symbolbild: Frau arbeitet mit Headset vor einem Monitor

Aufarbeitung der Traumata?

Aufarbeitung, die nicht nur oberflächlich geschieht, sondern ein wirkliches Umdenken und soziale Veränderungen mit sich bringt, ist ein weiteres großes und wichtiges Thema, dem wir uns in Zukunft widmen möchte. Es gibt das Bestreben, in Rheinland-Pfalz langfristig Strukturen zu schaffen, die diese Aufgabe übernehmen. Das ist von ehrenamtlichen Betroffenen nicht zu leisten. Bis es auch hier ein eigenes Aufarbeitungsangebot auf Landesebene gibt, dürfen Sie gerne die Aufarbeitungskommission des Bundes nutzen, um eigene Erfahrungen mitzuteilen und sich auch auf die Geschichten von Betroffenen einzulassen.

Betroffene begleiten

Symbolbild: Eine Hand liegt tröstend auf der Schulter einer Frau

Wir setzen uns auch für eine bessere Versorgung von Betroffenen ein, die unter den Folgen ihrer Erfahrungen leiden (z.B. mehr spezialisierte Therapie- und Klinikplätze, Berücksichtigung von organisierter und ritueller Gewalt). Unser Ziel ist auch, den Zugang zu Opferentschädigung und einer alternativen Anerkennung des Leides zu vereinfachen. Um darüber hinaus den Bedarf an Hilfen zu klären, sind Kontakte mit anderen Betroffenen-Gremien und Befragungen in der Bevölkerung möglich. Das wird ein politisches Bemühen werden und wir bitten um Verständnis dafür, dass wir persönlich keine Therapieplätze vermitteln oder bei individuellen Problemen helfen können. Wenn es um Ideen zu strukturellen Veränderungen geht, können Sie sich an die Geschäftsstelle wenden. Dort werden schriftliche Informationen gebündelt und ausgewertet. Es gibt keine Möglichkeit für eine persönliche Anhörung bei uns. Bei Nachfragen kommen wir auf Sie zu. Spezialisierte Beratungsstellen finden Sie hier.

Wir möchten als Betroffenenrat die Nöte von Betroffenen sichtbar machen und ihnen eine öffentliche Stimme verleihen. Damit soll sie Last von Einzelnen genommen werden, sich outen und alleine um Interessen kämpfen zu müssen. Unsere eigenen Erfahrungen damit, was funktioniert und was noch verbesserungswürdig ist, ermöglichen eine lebensnahe Beratung und tragen damit aktiv zu einer verbesserten Planung von Hilfen bei. Durch unsere Beteiligung an politischen Prozessen wird hoffentlich die Position von Betroffenen gestärkt und eigene Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet, die dann bei Einzelnen ankommen. Wir als Betroffenenrat danken allen Betroffenen für ihr Vertrauen in uns, diese Aufgabe so gut es nur geht zu erfüllen und ihre Interessen angemessen zu vertreten.