Herzinfarkt
Der Herzinfarkt ist mit 40 Prozent aller Todesfälle die führende Todesursache in den westlichen Industrieländern für Männer und Frauen. Die Häufigkeit einer Verengung der Herzkranzgefäße wurde für Frauen jedoch viele Jahre unterschätzt. Dafür ist mit verantwortlich, dass Frauen ca. 10 - 15 Jahre später an einer KHK erkranken als Männer. Heutzutage erleiden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr etwa 50.000 Frauen in Deutschland einen Herzinfarkt.
Bei einem Herzinfarkt kommt es zu dem Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Dadurch wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr mit Blut versorgt. Häufig entwickelt sich zunächst eine Verengung des Herzkranzgefäßes. In diesem Fall kommt es bei körperlicher Belastung, wenn der Herzmuskel mehr Sauerstoff benötigt, zu einer vorübergehenden Durchblutungsstörung des Herzmuskels. Man spricht von einer "koronaren Herzkrankheit (KHK)".
Oft gehen einem Herzinfarkt schon länger Beschwerden voraus. Daher ist es wichtig, diese Vorboten eines Herzinfarktes zu kennen. Der Brustschmerz (Angina pektoris) ist bei Männern und Frauen das typische Symptom einer KHK. Hierbei beklagen die Patientinnen und Patienten häufig einen Schmerz und Druck hinter dem Brustbein mit Ausstrahlung in den linken Arm, in den Oberbauch, in den Kiefer oder in den Rücken. Ein weiteres häufiges Symptom ist die Luftnot. Die Beschwerden treten typischerweise bei körperlicher Anstrengung auf.
Bei einem Herzinfarkt kommen die Schmerzen plötzlich, sind sehr stark und von einem Schweißausbruch und Angst begleitet.
Bei Frauen können diese typischen Symptome jedoch völlig fehlen. Frauen geben nicht selten andere Beschwerden an, wie beispielsweise ein Druck in der Magengegend, Übelkeit oder Leistungsabfall. Daher kann es leicht passieren, dass man zunächst an eine andere Erkrankung denkt.
Es gibt bei Frauen die sogenannte "NAN-Regel" (=Nase-Arm-Nabel-Regel): Wenn Schmerzen zwischen Nase, Arm und Nabel auftreten, die länger als 10 - 15 Minuten anhalten, kann das ein Signal für einen drohenden Herzinfarkt sein.
Je früher man eine Verengung der Herzkranzgefäße erkennt, umso besser kann man die Erkrankung behandeln. Es ist daher wichtig, die KHK schon vor einem Herzinfarkt festzustellen. Besteht der Verdacht auf eine KHK, wird ein EKG geschrieben und eine Belastungsuntersuchung durchgeführt, wie zum Beispiel ein Belastungs-EKG, ein Belastungs-Echo oder eine Szintigraphie. Liegen Risikofaktoren vor, kann eine Computer-Tomographie Aufschluss geben, ob Verkalkungen der Herzkranzgefäße vorliegen.
Die Belastungs-Tests beruhen auf dem Prinzip, dass der Herzmuskel bei körperlicher Anstrengung mehr Blut benötigt als in Ruhe. Liegt eine Verengung der Herzkranzgefäße vor, kommt es bei Belastung zu einer schlechteren Durchblutung des Herzmuskels. Dies führt zu Schmerzen, Luftnot und zu Veränderungen im EKG. Belastungsuntersuchungen können bei Frauen jedoch schwieriger sein als bei Männern. Frauen sind im Durchschnitt 10 Jahre älter, haben mehr Begleiterkrankungen und sind oft weniger trainiert. Daher kann die notwendige Belastungsstufe auf dem Fahrradergometer häufig nicht erreicht werden. Außerdem können auch bei gesunden Frauen schon Veränderungen im EKG vorkommen, die keinen Krankheitswert haben. Die Diagnostik einer KHK ist bei Frauen daher eine besondere Herausforderung. Ergibt sich aus den Untersuchungen der Verdacht auf eine KHK, ist eine Herzkatheteruntersuchung notwendig.
Besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt, muss unverzüglich der notärztliche Dienst alarmiert werden. Die Notärztin oder der Notarzt werden die Grundversorgung vornehmen. Die Diagnose eines Herzinfarktes kann dann mit Hilfe von EKG- und Blutuntersuchungen gestellt werden.
Liegt eine stabile KHK vor, besteht grundsätzlich die Möglichkeit alleine mit Medikamenten zu behandeln, eine Ballonerweiterung durchzuführen oder eine Bypass-Operation zu machen. Bei einem Herzinfarkt muss das betroffene Herzkranzgefäß sofort eröffnet werden, damit der Herzmuskel wieder durchblutet wird. Dies sollte so schnell wie möglich erfolgen, es gilt der Grundsatz "time is muscle" (= Zeit ist Muskel). Man kann das Herzkranzgefäß entweder mit einer Ballonerweiterung wieder eröffnen oder man kann versuchen, das Blutgerinnsel mit Medikamenten aufzulösen.
Zentraler Punkt in der Nachbehandlung ist die Einstellung der Risikofaktoren. Das Rauchen sollte unbedingt eingestellt werden. Ein Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und eine Zuckerkrankheit müssen behandelt werden. Auch sollte mehrfach in der Woche ein Ausdauertraining durchgeführt sowie auf eine Gewichtsnormalisierung geachtet werden.
Darüber hinaus sollten Medikamente zur Blutverdünnung, ACE-Hemmer, Betablocker und Statine gegeben werden.
Nach einem Herzinfarkt ist es sinnvoll, im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt eine Anschlussheilbehandlung durchzuführen, um sich mit der neuen Lebenssituation auseinander zu setzen. Gerade Frauen neigen oft dazu, sich im Alltag sofort wieder zu sehr zu belasten.
Die beste Vorsorge ist eine frühzeitige Behandlung der Risikofaktoren: Rauchen, Bluthochdruck, Zuckererkrankung und Fettstoffwechselstörung. Es ist wichtig auf ein normales Gewicht zu achten und sich regelmäßig zu bewegen. Zu empfehlen sind zwei bis drei mal pro Woche 20 - 30 Minuten Ausdauersport, z. B. Schwimmen, Walken, Spazieren, Radfahren. Günstig ist auch eine gesunde Ernährung mit wenig Fleisch, viel Gemüse, Obst, Fisch und Pflanzenölen ("Mittelmeerkost").