„Die Kinder- und Jugendhilfe arbeitet eng mit Einrichtungen der Gesundheitshilfe zusammen, um Kindern und Jugendlichen zur Seite zu stehen,“ betonte Familienministerin Irene Alt bei der Eröffnung der Fachtagung „Hilfen für Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen“, die das Familienministerium und das Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit dem deutschen Netzwerk für seelische Gesundheit und der Philipps-Universität Marburg durchführen.
Die Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sei ein zentrales Anliegen der Landesregierung. Doch dabei gehe es nicht nur um die körperliche, sondern auch die seelische Gesundheit, so Gesundheitsstaatssekretärin Jacqueline Kraege. „Rund 500.000 Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland zum Beispiel mit einem psychisch kranken Elternteil auf und tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst psychisch zu erkranken. In unserem Modellprojekt mit den Kindern psychisch kranker Eltern konnte eine Reihe von Verbesserungen durch eine intensive Zusammenarbeit der Fachkräfte und eine passgenaue Unterstützung der Familien erreicht werden“, erklärt Kraege.
Bei der Konferenz diskutieren mehr als 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen. Der thematische Bogen der Konferenz ist weit gespannt: Er reicht von Frühen Hilfen über Prävention im vorschulischen und im schulischen Bereich, er nimmt die Situation von Kindern kranker Eltern ebenso in den Blick wie von Kindern in prekären Lebenssituationen und destruktiven sozialen Netzen. Dabei geht es immer um die Frage: Welche Bedingungen brauchen Kinder und Jugendliche für ein gesundes und lebensbejahendes Aufwachsen und wie können Politik und Gesellschaft dieses unterstützen?
Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern, hat die Landesregierung einen Schwerpunkt auf die Verknüpfung von familien- und gesundheitspolitischen Strategien gelegt. Das Landesgesetz zum Schutz von Kindeswohl und Kindergesundheit ist dabei ein zentraler Baustein und hat bundesweit eine Vorbildfunktion. Darüber hinaus werden auch an der Schnittstelle von Jugend- und Familienhilfe sowie Gesundheitshilfe konkrete Projekte in den Kommunen gefördert. So läuft mittlerweile an 17 Geburtskliniken in Rheinland-Pfalz der „Gute Start ins Kinderleben“. Dieses Programm setzt auf Beratungsangebote und Unterstützung für junge Eltern, um ihnen bei Bedarf in der oft schwierigen Phase nach der Geburt eines Kindes umfassende Hilfsangebote zu machen.
Die Bundesregierung plant zum kommenden Jahr ein Bundeskinderschutzgesetz. „Die Landesregierung unterstützt dieses Vorhaben nur, wenn Kinderschutz wirklich als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird. Das bedeutet, dass Bundesgesundheitsministerium und Bundesfamilienministerium sich gleichermaßen über Inhalte, Umsetzung und Finanzierung verständigen müssen. Bisher ziehen diese Häuser nicht an einem Strang“, kritisiert Familienministerin Irene Alt. Sie fordert, zum Wohle von Kindern und Jugendlichen konkrete Kooperationspflichten beider Bundesministerien gesetzlich zu verankern und ein gemeinsames Vorgehen im Kinder- und Jugendschutz daraus abzuleiten. Irene Alt weiter: „Ich werde mich auch weiterhin dafür einsetzen, auf Landesebene nicht nur von Kooperation und Vernetzung der Systeme zu sprechen, sondern dies auch in die Praxis umzusetzen.“