Mehr als drei menschenfeindliche Vorfälle täglich - Jahresbericht der Melde- und Dokumentationsstelle für menschenfeindliche Vorfälle in Rheinland-Pfalz veröffentlicht

Die Melde- und Dokumentationsstelle für menschenfeindliche Vorfälle in Rheinland-Pfalz (Meldestelle RLP) hat ihren Jahresbericht für das Jahr 2024 vorgelegt. Darin dokumentiert sie 1.169 menschenfeindliche Vorfälle im Bundesland – im Durchschnitt mehr als drei pro Tag. Damit ist die Zahl der gemeldeten Vorfälle erneut gestiegen. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher legen, da viele Taten aus unterschiedlichen Gründen nicht gemeldet werden.

Familienministerin Katharina Binz betont: „Jeder menschenfeindliche Vorfall ist einer zu viel. Er richtet sich nicht nur gegen den Einzelnen, sondern gefährdet unser gesellschaftliches Miteinander, die Menschenrechte und unsere Demokratie. Es ist wichtig, Betroffene zu schützen und eine Kultur der Gleichwertigkeit konsequent zu stärken. Die Arbeit der Melde- und Dokumentationsstelle leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.“

Ein Großteil der erfassten Vorfälle ist rassistischer Natur: 811 der 1.169 Vorfälle konnten dem Phänomenbereich Rassismus zugeordnet werden. Durchschnittlich an jedem dritten Tag wurden von der Meldestelle antisemitische und queerfeindliche Vorfälle sowie Vorfälle dokumentiert, die sich gegen Personen mit politischen Mandaten und in politischen Ämtern richteten. Bei vielen Vorfälle kam es zu Mehrfachzuordnungen - Angriffe waren also zum Beispiel rassistisch und sexistisch motiviert. Bei der überwiegenden Mehrheit der Vorfälle handelte es sich psychisch-verbale Gewalt; in über 100 Fällen kam es zu physischer Gewalt. 

Der Jahresbericht 2024 der Meldestelle RLP wirft auch einen Blick auf die weißen Flecken der eigenen Erfassung. So geht die Meldestelle in den Phänomenbereichen Sozialdarwinismus sowie Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Antifeminismus von einer deutlichen Untererfassung aus. Gründe dafür sind gruppenspezifische Meldebarrieren, etwa der fehlende Zugang zu einem Handy bei wohnungslosen Menschen, oder die Tatsache, dass bei sexualisierten Angriffen häufig andere spezifische Unterstützungsangebot als erste Anlaufstelle genutzt werden, zum Beispiel Frauennotrufe. 

Der Jahresbericht enthält daher zum einen ein Interview mit dem Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“, in dem Gewalt gegen wohnungslose Menschen näher beleuchtet wird. Zum anderen öffnet ein Gastbeitrag der Interventionsstelle Trier einen Blick auf Gewalt in engen sozialen Beziehungen. 

 

Hintergrund: 

Die Melde- und Dokumentationsstelle für menschenfeindliche Vorfälle in Rheinland-Pfalz ist seit 2020 Anlaufstelle für Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen von menschenfeindlichen Vorfällen in Rheinland-Pfalz. Sie wurde im Rahmen des Landesaktionsplans gegen Rassismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch Förderung des rheinland-pfälzische Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration (MFFKI) eingerichtet und ist ein wichtiger Baustein der landesweiten Hilfe- und Präventionsstruktur.

 

Seit dem 01. Januar 2025 ist das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Träger der Melde- und Dokumentationsstelle.

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