Erstmalige Aufarbeitung der strafrechtlichen Verfolgung Homosexueller in Rheinland-Pfalz – Rohleder: „Umfassendes und bewegendes Dokument“

Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Familienministerium, hat heute den Forschungsbericht über die Aufarbeitung der Verfolgung homosexueller Menschen in Rheinland-Pfalz vorgestellt. Dies ist nicht nur die bundesweit erste Aufarbeitung dieser Art für ein Flächenland, sondern gleichermaßen Gedenken, Dokumentation und ein Zeichen der Solidarität.

„Der Bericht ist ein bewegendes und umfassendes Dokument, das ein dunkles Kapitel jüngerer deutscher Geschichte aufgreift“, sagte Staatssekretärin Rohleder. „Homosexuellen Menschen wurde damals sehr viel Leid zugefügt. Ich bin froh, dass wir alle heute offener und toleranter zusammenleben. Dennoch gibt es nach wie vor Vorurteile, Ausgrenzung und Benachteiligungen. Wir setzen uns weiter ein für gesellschaftliche Vielfalt und Akzeptanz in Rheinland-Pfalz. Dieser Bericht ist ein wichtiger Baustein dieses Engagements.“

Der Forschungsbericht wurde vom Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ) in Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) im Auftrag des Familienministeriums erstellt. Der Landtag hatte die Landesregierung in einem Be-schluss vom 13. Dezember 2012 aufgefordert, die strafrechtliche Verfolgung homosexueller Menschen aufzuarbeiten und durch politische Bildungsarbeit die Sensibilisierung gegen jegliche homophobe Tendenzen zu fördern. 

Zwischen 1948 und der ersten Strafrechtsreform 1969 wurden in Rheinland-Pfalz 2.880 Männer und Jugendliche nach den §§ 175 und 175a StGB wegen „widernatürlicher Unzucht“ verurteilt. Die moralischen Vorgaben des „Sittengesetzes“ erlaubte Sexualität ausschließlich in einer lebenslangen und monogamen Ehe und dort nur zur Zeugung von Kindern. Von 1953 bis 1968 ermittelte die Polizei gegen 5.939 Tatverdächtigte. Frauen wurden zwar nicht strafrechtlich verfolgt, doch auch lesbische Liebe war nicht akzeptiert.

„Für die Zeitgeschichtsforschung war die Ausgrenzung von Minderheiten in der jungen Bundesrepublik bislang ein kaum berücksichtigtes Thema und ist deshalb eine wichtiges Forschungsfeld über das gesellschaftliche Klima dieser Nachkriegsperiode“, hoben die beiden Projektleiter Prof. Dr. Michael Schwartz, Historiker im IfZ, und Jörg Litwinschuh, Geschäftsführer der BMH, hervor. „Wir wollen und müssen auch nachfolgende Generationen dafür sensibilisieren, bereits homophobe und transphobe Tendenzen zu erkennen und ihnen klar entgegen zu treten“, erklärte Staatssekretärin Rohleder, die im November 2016 zur bundesweit ersten Landesbeauftragten für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität – Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente und Intersexuelle berufen wurde.

Der Forschungsbericht sowie eine Zusammenfassung sind auf der Homepage des Ministeriums unter www.regenbogen.rlp.de eingestellt.

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