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Ministerin Irene Alt: „Beim Bundesfreiwilligendienst muss nachgebessert werden!“

In Rheinland-Pfalz ist das Interesse am Bundesfreiwilligendienst (BFD), der am 1. Juli den Zivildienst ersetzen soll, noch unzureichend. Darauf hat Familienministerin Irene Alt nach einem Treffen mit Wohlfahrtsverbänden aus dem ganzen Land hingewiesen. „Die Wohlfahrtsverbände gehen davon aus, dass sie nicht einmal jede zehnte Zivildienststelle besetzen können.“
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In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit noch rund 4.700 Zivildienststellen, von denen traditionsgemäß etwa die Hälfte besetzt ist. Der Zivildienst, der zum 30. Juni ausläuft, soll ab 1. Juli durch den neu geschaffenen Bundesfreiwilligendienst kompensiert werden. Dazu setzen die Wohlfahrtsverbände auf das seit rund 50 Jahren etablierte Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Selbst bei schleppender Nachfrage nach dem BFD droht ab dem 1. Juli aber keine akute Versorgungslücke, da zahlreiche Zivildienstleistende ihren Einsatz verlängert haben. Diese Übergangsregelung ist noch bis Ende des Jahres möglich.


Irene Alt und die Wohlfahrtsverbände setzen darauf, dass sich mehr Interessenten im Herbst melden, wenn die Studienplatzvergabe abgeschlossen ist. Trotzdem appelliert die Familienministerin: „Ich wünsche mir, dass sich noch viel mehr Menschen dazu entschließen ein Jahr lang etwas für sich und  die Gemeinschaft zu tun. Freiwilliges soziales Engagement ist ein wichtiger Baustein in der persönlichen Entwicklung und es ist von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft.“ Um dieses Engagement im Rahmen des BFD oder des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) attraktiver zu machen, setzt Alt auf ein Anreizsystem, in dem ein absolvierter BFD oder FSJ Vorteile bringt bei der Bewerbung um einen Studien- oder Ausbildungsplatz. „Wir möchten ganz konkret Unternehmen mit ins Boot holen. Warum sollte sich eine Firma denn nicht dafür aussprechen, ein geleistetes FSJ oder BFD im Bewerbungsverfahren positiv zu bewerten?“


Ministerin Alt hofft, dass sich auch ältere Freiwillige zum Bundesfreiwilligendienst bereit erklären, denn im Gegensatz zum FSJ steht der BFD auch Menschen offen, die älter als 27 Jahre sind. „Für diese Menschen ist das eine Chance um sich gesellschaftlich zu engagieren. Allerdings ist der Bundesfreiwilligendienst gerade bei dieser Personengruppe noch weitgehend unbekannt,“ erklärt die Ministerin.


Kritisch beurteilt sie die unterschiedlichen Rahmenbedingen der Freiwilligendienste. Es sei nicht nachvollziehbar, dass FSJ und BFD trotz weitgehend übereinstimmender Tätigkeiten nicht im selben Maße vom Bund finanziell gefördert würden. Ein BFD-Platz wird mit 150 bis 250 Euro pro Monat mehr bezuschusst als eine FSJ-Stelle.
„Im Gespräch mit den Wohlfahrtsverbänden hat sich herausgestellt, dass beim BFD noch nachgebessert werden muss – auch bei den Verfahrensabläufen, wie zum Beispiel bei der Vertragsgestaltung,“ kritisiert Familienministerin Irene Alt und fordert die Bundesregierung auf, den neuen Bundesfreiwilligendienst nach zwei Jahren zu evaluieren um zu klären, ob sich der Dienst bewährt hat.


„Auch wenn wir über die von der Bundesregierung eingeführten Doppelstrukturen von BFD und FSJ nicht glücklich sind, so ist es angesichts der aktuellen Notwendigkeit gut, dass es in Zukunft noch mehr Möglichkeiten gibt, sich freiwillig zu engagieren.“ Außerdem stellt sie fest: „Arbeitspolitisch ist zu begrüßen, dass die Wohlfahrtsverbände jetzt sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse schaffen, um die bestehenden Aufgaben zu erfüllen. Das ist eine positive Entwicklung, über die ich sehr froh bin!“  
Zurzeit absolvieren in Rheinland-Pfalz mehr als 3.100 Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die Zahl hat sich in nur fünf Jahren verdoppelt. Etwa 5 % der teilnehmenden Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund. An dem ab dem 1. Juli 2011 startenden Bundesfreiwilligendienst können auch Menschen teilnehmen, die älter als 27 Jahre und bereit sind, mindestens 20 Stunden in der Woche eine praktische Hilfstätigkeit in sozialen Einrichtungen abzuleisten.

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