Informationen aus dem Frauennotruf Mainz III

Feiern mit Spaß für alle - Frauennotruf zu Respekt und Grenzachtung bei Oktober-Festen

Mit dem Herbst kommt der Oktoberfest-Boom in Schwung. Mit dem Oktoberfest in München beginnt alljährlich die Saison, das Oktoberfest in Mainz ist gerade gestartet.
Leider ist dieser Spaß nicht immer allen gewährleistet, denn die Feieratmosphäre kann schnell umschlagen - nämlich dann, wenn es zu sexualisierten Übergriffen und Belästigungen kommt, wie Anette Diehl vom Frauennotruf Mainz und ihre Kolleginnen wissen. 
Frauen und weiblich gelesene Menschen (Menschen, denen aufgrund von Äußerlichkeiten das weibliche Geschlecht zugeschrieben wird, Anm.) sind im sog. "Nachtleben" nach wie vor häufig von sexualisierter Gewalt betroffen. So braucht es in der Oktoberfest-Szene geschützte Orte oder Schutz-Zonen, in denen sich Personen sicher fühlen können und das – hoffentlich - geschulte Personal weiß, was zu tun ist.
„Gerade weil kürzlich verbreitet wurde, wie "toll, friedlich und entspannt das Oktoberfest in München abgelaufen" sei, ist es wichtig im Vorfeld aufzuklären," sagt Sabine Wollstädter von der Mainzer Fachstelle zum Thema Sexualisierte Gewalt. „Und zwar insbesondere die potentiell Übergriffigen“, ergänzt Diehl. Oft würden potentiell Betroffenen, nämlich Frauen* und Mädchen*, Verhaltensregeln zu ihrer Kleidung („… nicht zu großer Ausschnitt“) und zu ihrem eigenen Verhalten („Vorsicht, damit es nicht falsch verstanden wird…“) auferlegt. Männer und Jungen blieben so mit dem Thema sexualisierte Übergriffigkeit verschont und müssen sich nicht mehr damit beschäftigen. Sexualisierte Gewalt und Belästigung ist immer noch ein Frauen*thema, „… obwohl es uns alle etwas angeht! Es ist wichtig, Grenzen aufzuzeigen und deutlich zu machen, dass Sexismus und grenzverletzendes Verhalten unerwünscht ist“, betont Diehl.
Auch der Blick auf die Bedienungen im Bierzelt ist wichtig – hier geht es immerhin um Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, was nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verboten ist. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) schrieb Anfang Oktober im Artikel „Sexuelle Belästigung? „Natürlich habe ich da schon einige Erfahrungen gemacht“, dass drei von vier Festzelt-Bedienungen schon einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt haben. Leider gäben die Wirte und Wirtinnen als Personalverantwortliche keine Auskunft zum Thema. Die Geschäftsführungen z.B. des Augustiner-Zelts oder des Löwenbrau-Zelt geben grundsätzlich keine Auskünfte (SZ) oder negieren das Thema gänzlich.
„Damit schließen sie sich einer langen Reihe von Menschen an, die Sexismus in der Arbeitswelt sowie sexualisierte Übergriffe beim Feiern bagatellisieren bzw. normalisieren“, so die Beraterinnen vom Frauennotruf. „Am Ende müssen die Betroffenen alleine damit zurechtkommen – oder zu Hause bleiben – das kann nicht der Sinn eines Festes sein, bei dem sich alle willkommen und sicher fühlen sollten.“ 
Was könnte die Situation also verbessern? Genau hierfür stehen die Frauennotrufe als Fach- und Anlaufstellen zur Verfügung: Ob beim großen Oktoberfest in München oder bei kleinen Musikfestivals im Hunsrück - in vielen Städten und Regionen holen sich die Verantwortlichen von öffentlichen Veranstaltungen immer öfter externe Hilfe bei Erstellung von so genannten Awareness–Programmen (Awareness wurde aus dem Englischen übernommen und bedeutet Bewusstwerdung, Sensibilisierung). Auch der Frauennotruf Mainz bietet dies im Beratungskonzept mit an „Es geht nämlich um mehr als um ein Sicherheitskonzept – also um Safe Spaces, Beleuchtung und das Sicherheitsgefühl von potentiell Betroffenen.
Es geht um ein ganzheitliches Programm, das nicht nur die Betroffenen anspricht, sondern darum, alle Beteiligten in die Bewusstwerdung zum Thema sexualisierte Grenzverletzung und Gewalt einzubeziehen einzubeziehen und das eigene Verhalten zu überprüfen: Es geht um grenzachtenden, respektvollen Umgang miteinander.
„Hierfür sind alle verantwortlich, aber insbesondere der Kopf der jeweiligen Organisationen, die Veranstaltungen ausrichten und organisieren“, sagt Anette Diehl. Hierfür müssten natürlich Stellen geschaffen werden, die adäquat unterstützen.
Der Frauennotruf Mainz nutzt auch die sozialen Medien, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen und alle zu sensibilisieren – damit alle mit Spaß und sicher feiern können. Hier der Link zum Instagram-Auftritt: https://www.instagram.com/p/DBYYSNsNzzw/?img_index=1 

 

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