Ziel des Hochrisikomanagements ist es, eine Eskalation der Gewalt zu verhindern. Dazu werden bei Beziehungsgewalt Risikomerkmale, die auf weitere schwere Gewalt hindeuten, erfasst und analysiert. Mit Hilfe von Prognoseinstrumenten (Einschätzungsskalen) lässt sich ein Eskalationspotential frühzeitig erkennen, um mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Durchführung von Fallkonferenzen, an denen neben der Polizei auch andere Institutionen und Behörden teilnehmen.
„Unser Hochrisikomanagement ist bundesweit einmalig und überaus vielversprechend. Nach der Evaluation des Pilotprojekts „Highrisk“ verfügen wir über geeignete Instrumente zur Risikoeinschätzung. Die in den Fallkonferenzen verabredeten und durchgeführten opfer- und täterbezogenen Maßnahmenbündel erwiesen sich als wirkungsvoll, so dass Kreisläufe von Gewalt unterbrochen, beziehungsweise beendet werden konnten“, erklärt Staatssekretärin Christiane Rohleder.
„Für die Polizei stehen Intervention, Opferschutz und Prävention gleichrangig nebeneinander. Deshalb empfindet es die Polizei, die häufig als erste von außen in einen Beziehungskonflikt Einblick erhält, als hilfreich, wenn mit dem Wissen und der Erfahrung anderer Behörden und Institutionen kritische Fälle beraten werden, und zu den möglichen polizeilichen Maßnahmen noch ergänzend von anderer Stelle gehandelt wird“, erläutert Innenminister Roger Lewentz.
Das Pilotprojekt „High Risk“ wurde vom 1. Oktober 2014 bis zum 30. September 2015 im Polizeipräsidium Rheinpfalz durchgeführt und anschließend evaluiert. Während eine Vergleichsgruppe früherer Hochrisikofälle im Durchschnitt vier Rückfälle schwerer Gewalt pro Fall aufwiesen, gab es bei den Hochrisikofällen im Pilotprojekt im Durchschnitt weniger als einen Rückfall. Seit Sommer dieses Jahres erfolgt eine Implementierung des Ansatzes auch im Polizeipräsidium Westpfalz.
2015 wurden bundesweit etwa 130.000 Fälle von Gewalt in Partnerschaften bekannt. Sie reichen von Bedrohungen über Körperverletzungen, Stalking, Sexualdelikten bis hin zu Tötungsdelikten. 82 Prozent der Opfer waren Frauen. „Oft ist es schwierig“, so Staatssekretärin Rohleder, „drohende schwere Gewalt rechtzeitig zu erkennen, sie zu verhindern beziehungsweise dauerhaft zu beenden. Auch nach einer Trennung oder Scheidung erleben betroffene Frauen häufig weiterhin körperliche und psychische Übergriffe“.
Staatssekretärin Rohleder betonte, dass sich ihr Haus von Anfang an für den neuen Interventionsansatz eingesetzt habe und federführend bei der Ausarbeitung der Rahmenkonzeption zum Umgang mit Hochrisikofällen (www.rigg.rlp.de/PDF/Arbeitsmaterialien) war. „Ich unterstütze auch im nächsten Doppelhaushalt 2017/18 die im Hochrisikomanagement engagierten Interventionsstellen in den Bereichen der Polizeipräsidien Rheinpfalz und Westpfalz: Sie erhalten für ihre zusätzliche intensive Arbeit mit den hochgefährdeten Opfern sowie der Beratung in den Fallkonferenzen seit 2015 einen gesonderten Zuschuss. Im neuen Doppelhaushalt 2017/2018 sind für ihre Unterstützung pro Jahr zusätzlich insgesamt 27.000 Euro eingeplant“, so die Staatssekretärin.
Eine flächendeckende Umsetzung des Interventionsansatzes in Rheinland-Pfalz wird seitens des Frauen- und Innenministeriums mittelfristig angestrebt.