„Muss Mama sterben?“ und „Bin ich Schuld?“ Wenn Eltern oder Großeltern an Krebs erkranken, sind auch die Kinder und Enkel betroffen. Während die Erwachsenen oft sprachlos sind, hilflos und ängstlich reagieren, kann es bei Kindern zu Schuldgefühlen und Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu körperlichen und seelischen Erkrankungen kommen. Teilweise können die betroffenen Kinder auch Schuldgefühle entwickeln. Oft fehlt den betroffenen Familien die Kraft, sich mit diesen speziellen Bedürfnissen der Mädchen und Jungen zu befassen. Hier bietet seit 2003 der Verein Flüsterpost e.V., Mainz, kompetente Hilfe, Information, Beratung und Begleitung. Für seine großen Verdienste um Kinder nach der „Familiendiagnose Krebs“ hat der Deutsche Kinderschutzbund, Landesverband Rheinland-Pfalz, die „Flüsterpost“ mit dem Kinderschutzpreis ausgezeichnet.
Die Flüsterpost will in erster Linie Angst und Sprachlosigkeit überwinden. Das beste Mittel dazu sind Gespräche – telefonisch, per Internet und natürlich persönlich, einzeln, zu zweit oder in Gruppen. Ansprechpartner stehen in der Beratungsstelle des Vereins bereit, die mitten in Mainz zu finden ist: an der Evangelischen Christuskirche, auf der Insel in der Kaiserstraße. Ergänzend zum vielfältigen Beratungsangebot in der Beratungsstelle, daheim oder in der Klinik hält der Verein Informationsmaterial für alle Altersgruppen bereit, arbeitet präventiv in Schulen und Kitas, unterbreitet Angebote der Musikpädagogik, schult Multiplikatoren und vermittelt Hilfesuchende bei Bedarf an andere Stellen.
Der Kinderschutzpreis ist verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro, das die Sparkassen des Landes schon seit 2010 jährlich bereitstellen. Beate Läsch-Weber, die Präsidentin des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz, sagte: „Der Sparkassenverband begleitet den Kinderschutzpreis seit vielen Jahren. Der Kinderschutzbund hat mit der Wahl des Preisträgers auch in diesem Jahr den Fokus auf ein beeindruckendes Engagement gelenkt, dessen Unterstützung den rheinland-pfälzischen Sparkassen ein wichtiges Anliegen ist." Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Familienministerium, würdigte für die Landesregierung den Preisträger in einem Grußwort: „Schon Erwachsene führt es an ihre Grenzen, wenn eine nahestehende Person an Krebs erkrankt. Für Kinder, die auf den Schutz und die Liebe ihrer Eltern angewiesen sind, ist es noch um ein Vielfaches schlimmer, wenn ein Elternteil Krebs bekommt. In dieser schwierigen Situation brauchen Kinder dringend Unterstützung. Diese leistet die ‚Flüsterpost‘ in ganz herausragender Weise. Ich gratuliere Ihnen daher von Herzen zum diesjährigen Kinderschutzpreis und bedanke mich für Ihr großes Engagement zum Wohl der Kinder.“
Der Landesvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes, Christian Zainhofer, überreichte den Preis an die Leiterin von Flüsterpost e.V., Anita Zimmermann. Er hob hervor: „Durch den behutsamen Umgang mit den Kindern sorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Flüsterpost e. V. dafür, dass diese ohne Traumatisierung mit der schlimmen Krebs-Diagnose eines nahen Familienmitgliedes umzugehen lernen und eine gute Beziehung zu ihren erkrankten Eltern oder Großeltern erhalten oder aufgebaut werden kann.“ In ihre Dankesworte an den Kinderschutzbund und den Sparkassenverband band Anita Zimmermann alle ein, die sich um den Verein verdient gemacht haben. Sie sagte: „Ich danke dem Vorstand von Flüsterpost e. V., den Mitgliedern und allen Förderern sehr herzlich, die seit 13 Jahren hinter dem Konzept von Flüsterpost e. V. stehen und das Team an der Basis in vielfältiger Weise unterstützen. Besonders danke ich auch allen Eltern, Großeltern, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie ratsuchenden Multiplikatoren, die uns ihr Vertrauen schenken und sich öffnen, um gemeinsame Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Ganz nach unserem Motto der „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Die Geschichte von Flüsterpost e.V. beginnt im Wintersemester 2001/2002 mit einem Projekt an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg. Im Schwerpunkt Gesundheitshilfe ging es dort um die „Betreuungssituation von Kindern krebskranker Eltern“. Die Projektleitung hatte Professor Dr. Gerhard Trabert, damals Inhaber eines Lehrstuhls für Sozialmedizin an der Hochschule in Nürnberg. Der gebürtige Mainzer Trabert gründete in seiner Heimatstadt schon ein Jahr später den Verein Flüsterpost – zusammen mit der Diplom-Sozialpädagogin Anita Zimmermann und anderen engagierten Fachleuten, die viel Erfahrungen gesammelt hatten in der klinischen Sozialarbeit, Onkologie und Sozialmedizin. Gerhard Trabert ist bis heute Vorsitzender des Vereins, Anita Zimmermann leitet die Beratungsstelle von Beginn an.