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Alt/Vicente: „Mit Prävention gegen islamistische Radikalisierung“

Radikaler Islamismus und Salafismus stellen ernste Herausforderungen bei der Entwicklung und Erziehung von Jugendlichen dar und sie werden gerade dann attraktiv, wenn verschiedene Einflüsse zusammen kommen - und sich zum Beispiel Jugendliche auch ausgegrenzt fühlen. Hier setzt das kürzlich beschlossene Konzept der Landesregierung zur Verhinderung islamistischer Radikalisierung junger Menschen in Rheinland-Pfalz an.

Es ergänzt sicherheitspolitische oder strafrechtliche Maßnahmen durch pädagogische Intervention und gesellschaftspolitische Initiativen als Hilfen für den Umgang mit möglichen Betroffenen. Derzeit läuft die öffentliche Ausschreibung für ein Beratungsbüro mit pädagogischen Fachkräften, das Anfang 2016 starten soll. Für die Umsetzung des im Integrationsministerium erarbeiteten Konzepts stellt das Land Rheinland-Pfalz jährlich 291.000 Euro zur Verfügung.

 

„Unser Ziel ist es, jeder Verklärung und Heroisierung islamistischer Bewegungen den Boden zu entziehen. Gefährdete Jugendliche brauchen ein Gegenangebot, das ihre Entwicklung sowie Orientierung in der Gesellschaft unterstützt. Sie sollen nicht stigmatisiert, sondern vielmehr zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigt werden und erfahren, dass sie dazu gehören. Gelingt dies, findet auch keine Radikalisierung statt“, stellt Integrationsministerin Irene Alt fest.

 

Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Zusammenarbeit mit kommunalen Ansprechpartnern der Kinder- und Jugendhilfe oder der Moscheegemeinden, ebenso der Erfahrungsaustausch mit Gremien auf Ebene des Bundes und der Länder. Außerdem soll ein Beirat aus staatlichen und zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern eingerichtet werden.

 

„Die am Runden Tisch Islam vertretenen islamischen Verbände in Rheinland-Pfalz haben das Konzept begrüßt und sind bereit als Partner mitzuwirken“, stellt Miguel Vicente, Beauftragter der Landesregierung für Migration und Integration fest. „Es freut mich sehr, dass wir dies als gemeinsame Aufgabe verstehen. Es geht schließlich um unsere jungen Muslime, denen wir einen Platz in der Gesellschaft anbieten müssen, damit ein Abgleiten in die Radikalität verhindert wird.“

 

In der Beratungsstelle werden neben Eltern und Angehörigen auch Lehrer und andere Interessierte beraten werden. Neben der präventiven Arbeit stehen konkrete Ausstiegshilfen für jene, die sich bereits radikalisiert haben. Dabei werden auf den Einzelfall bezogene Interventions- oder Hilfeangebote entwickelt.

 

Bereits heute besteht eine Hotline des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Beratungsstelle Radikalisierung) unter der Telefonnummer +49 9119434343. Demnächst wird hier auch eine regionale Nummer geschaltet.

 

Das Landesjugendamt begleitet durch die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle die örtliche Präventionspraxis, zu dem ein Modellprojekt zur praxisnahen Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (angesiedelt bei der Fachstelle Jungenarbeit) sowie Maßnahmen gegen Islamfeindlichkeit und Muslimenfeindlichkeit gehören. Das Landesjugendamt koordiniert auch Fortbildungs-, Austausch- und Kooperationsangebote.

 

Im Rahmen des Projekts DivAN (Diversitätsorientiertes Vorgehen im Netzwerk)  findet am 10. Dezember ein erster Fachtag mit dem Thema „Jugend und Salafismus“ statt. Hier werden verschiedene wissenschaftliche und pädagogische Perspektiven erörtert und zu diskutiert.

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