Vor sechzig Jahren unterzeichneten Italien und Deutschland ein Anwerbeabkommen, um die Zuwanderung italienischer Arbeitskräfte in die Bundesrepublik zu steuern. Damit begann die Arbeitsmigrationsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
„Zwischen 1955 und 1973 kamen mehr als 2,6 Millionen Männer und Frauen nach Deutschland und haben einen erheblichen Beitrag zum deutschen Wirtschaftswunder geleistet. Viele dieser Menschen sind dageblieben, sie haben unsere Gesellschaft mitgestaltet, bereichert und verändert, da diese internationaler wurde. Heute wollen wir an die sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter der ersten Stunde erinnern und ihre Leistung würdigen“, erklärte Integrationsministerin Irene Alt während der Begrüßung zu der Festveranstaltung am Samstag, die im Rahmen einer Rheinschifffahrt mit zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien stattfand.
Generalkonsul Maurizio Canfora ergänzt: „Für viele italienische Arbeitskräfte war die Möglichkeit, in Deutschland eine Stelle zu finden, ein willkommener Ausweg aus einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Obwohl die meisten der Gastarbeiter der ersten Generation sicherlich dachten, sie würden auf jeden Fall wieder nach Italien zurückkehren, haben sie hier in Deutschland eine zweite Heimat gefunden. Durch ihre finanzielle Unterstützung an die Familienangehörigen in Italien, haben die Gastarbeiter zum Aufschwung der italienischen Wirtschaft beigetragen. Dafür sind Italiener der neuen Generationen sehr dankbar“.
Die Mainzer Schott AG, die bereits vor sechzig Jahren ein großer Arbeitgeber in Mainz war sowie die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland unterstützen die Festveranstaltung. „Im Mai 1960 stellte Schott die ersten Gastarbeiter aus Italien ein, im Laufe der Jahre kamen andere Nationalitäten hinzu. 1965 beschäftigte Schott über 900 nicht deutsche Mitarbeiter aus 23 Ländern. Das war damals ein Viertel der Belegschaft. Viele davon fanden über ihren Arbeitsplatz bei Schott eine neue Heimat in Deutschland“, sagt Salvatore Ruggiero, Vice President Marketing and Communication der Schott AG, dessen Eltern 1968 ebenfalls aus Italien nach Mainz gekommen waren.
Frau Dr. Irmgard Stippler, Vorstandvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland erklärt: „Die Gesundheitskasse AOK ist ein buntes und offenes Unternehmen und engagiert sich für Toleranz und eine internationale, vielfältige Gesellschaft. Für uns ist Engagement für Internationalität sowie die Förderung von vielfältigen Talenten und Fähigkeiten selbstverständlich – und dies wird auch innerhalb unseres Unternehmens gelebt“.
1955 kamen die ersten Italienerinnen und Italiener im Rahmen des Anwerbeabkommens, das in Rom zwischen Deutschland und Italien unterzeichnet worden war. Es war das erste Anwerbeabkommen zwischen zwei Staaten, dem weitere folgen sollten, beispielsweise mit Portugal oder der Türkei.