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Familienministerium veröffentlicht Studie über die Geschichte der landeseigenen Kinderheime

Die Staatssekretärin im Familienministerium, Christiane Rohleder, hat am Abend das Buch „Verwaltet und Vergessen“ vorgestellt, das die Geschichte der landeseigenen Kinderheime in Speyer, Gau-Algesheim und Ingelheim von 1949 bis 1975 dokumentiert und aufarbeitet.

„Dieses Buch ist von großem Wert für die Aufarbeitung dessen, was junge Menschen im Rahmen der Heimerziehung erfahren und erlitten haben. Wir sind es den Betroffenen schuldig, dass wir uns diesem dunklen Kapitel der Geschichte unseres Landes stellen und uns damit auseinandersetzen“, sagte Staatssekretärin Rohleder. „Was damals im Namen des Landes Kindern und Jugendlichen an Unrecht geschah, ist heute nicht mehr nachvollziehbar und schwer erträglich. Und natürlich stellt sich aus heutiger Sicht die Frage, wieso niemand die Not der Heimkinder sah.“ 

Zwischen 1945 bis 1975 lebten einige hundert Jungen zwischen 14 und 21 Jahren  in den drei Einrichtungen des Landes Rheinland-Pfalz, wo sie zum Teil Opfer von Misshandlung und Missbrauch wurden. Ein Großteil der ehemaligen Heimkinder leidet bis heute unter den traumatischen Erfahrungen aus der Kindheit. Durch katastrophale Kriegszerstörungen, familiäre Not oder auch persönliche Schicksalsschläge gerieten die jungen Menschen in den Blick der Jugendfürsorge. An diese Zeit erinnern sie sich heute mit Sätzen wie: „Das war die Hölle auf Erden“ oder „Es war schlimm, eine Katastrophe“ ebenso mit rückblickenden Aussagen, die versuchen, Distanz zum Erlebten herzustellen: „Das Heim darf mein Leben heute nicht mehr bestimmen“ und „Ich kämpfe meinen Kampf jeden Tag“. 

Vor dem Hintergrund der Empfehlungen des bundesweiten Runden Tisches Heimerziehung der 50er und 60er Jahre hatte das Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz das Projekt „Aufarbeitung und Dokumentation der Heimerziehung in den Jahren 1949 bis 1975 in Rheinland-Pfalz“ bei der Hochschule Koblenz in Auftrag gegeben.  Der Abschlussbericht zum Projekt wurde nun als Buch veröffentlicht, das die historischen Ereignisse, die Lebensgeschichten der Kinder und Jugendlichen in den Heimen und die Organisation und Struktur des damaligen Landesjugendamtes darstellt. Zutage tritt der Blick einer  Jugendfürsorge, die vor allem eines wollte: Ordnung herstellen. Nicht die Förderung und Erziehung eines Kindes stand im Vordergrund sondern das Verwalten einer Lebensgeschichte, das Wegorganisieren einer Biographie. 

Das Buch ist unter dem Titel „Verwaltet und vergessen – Erinnerungen an staatliche Heimerziehung in Rheinland-Pfalz 1945-1975“ (Autoren: Sabine Imeri, Christian Schrapper, Claudia Ströder) im Buchhandel erhältlich. Eine DVD mit Interviews der Betroffenen ist dem Buch beigefügt.

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