Die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauennotrufe (LAG) in Rheinland-Pfalz steht vor einem bedeutenden Generationswechsel. Seit den 1970er Jahren haben sich zahlreiche Akteurinnen, inspiriert von der so genannten Zweiten Frauenbewegung, ehrenamtlich und in Rheinland-Pfalz seit 1991 hauptamtlich dafür eingesetzt, spezialisierte Fachberatungsstellen für Frauen zum Thema sexualisierte Gewalt aufzubauen und langfristig zu etablieren. „Diese Pionierinnen haben den Grundstein für die heutige professionelle und flächendeckende Unterstützung zum Thema sexualisierter Gewalt gelegt, die Betroffenen in Rheinland-Pfalz heute zur Verfügung steht“, wissen die Mitarbeiterinnen der 12 Frauennotrufe sowie der Frauennotruf-Initiative in Kaiserslautern.
Dieses Jahr feiern die rheinland-pfälzischen Frauennotrufe Mainz, Speyer, Ludwigshafen und Zweibrücken denkwürdige Jubiläen: 45, 40, 35 und 30 Jahre. „Das sind jahrzehntelange wichtige Erfahrungen, aus denen eine spezialisierte Expertise zum Thema sexualisierte Gewalt gewachsen ist“, so Anette Diehl vom Frauennotruf Mainz, die bereits seit 37 Jahren zum Thema arbeitet.
In den Fachstellen zum Thema Sexualisierte Gewalt wird zunehmend eine neue Generation von engagierten Kolleginnen sichtbar, die bereits ihre ersten beruflichen Jubiläen feiern. „Unsere jungen Fachfrauen bringen frischen Wind und neue Perspektiven in die Notruf-Arbeit ein, ohne die Errungenschaften der Gründergeneration aus den Augen zu verlieren“ wissen die erfahrenen Mitarbeiterinnen aus den Frauennotrufen Speyer und Mainz. „Sie stehen bereit, die wertvolle Arbeit ihrer Vorgängerinnen fortzuführen und die Beratung und Unterstützung für Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, weiterzuentwickeln,“ ergänzen Anette Diehl und Eva Jochmann aus der Sicht als Koordinierungsstelle der Landesarbeitsgemeinschaft über die jungen Kolleginnen aus den Frauennotrufen.
Der Generationswechsel markiert eine Phase der Erneuerung und Kontinuität. Die LAG der Frauennotrufe sieht darin eine große Chance, die über Jahrzehnte gewachsene Expertise zu bewahren und gleichzeitig die Arbeit in den Frauennotrufen zukunftsfähig zu gestalten. „Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass die Stimme der betroffenen Frauen* und Mädchen* sowie auch die Stimmen anderer marginalisierter Gruppen und von betroffenen Männern gehört wird, und sie die Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht.
In Mainz wird das 5-jährige Jubiläum der Mitarbeiterin Sabine Wollstädter in den Blick genommen. „Die Arbeit der Frauennotrufe ist abgesehen von den belastenden Inhalten immer wieder mit politischen Hürden und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert“ betont die Nachwuchs-Beraterin. „Das informelle Wissen, das langjährige Kolleginnen an uns weitergeben müssen, ist umfassend und komplex. Dafür braucht es eine gute Anleitung und eine starke Vernetzung sowie ein Gewaltschutzgesetz, was all dies adäquat finanziert“, ergänzt die 31-Jährige.
Die Landesarbeitsgemeinschaft lädt dazu ein, diesen Generationswechsel auf Landesebene gemeinsam zu gestalten und sich für eine solidarische und starke Gemeinschaft einzusetzen, die sich unermüdlich für die Rechte und den Schutz von Frauen und Mädchen einsetzt.