Erfahrungen mit gezielter Mädchenförderung haben gezeigt, dass eine Pädagogik, die die Kategorie „Geschlecht“ berücksichtigt, notwendig ist, um Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu stärken. Jungenförderung, die sich möglichst durch die gesamte Biographie von Jungen zieht, unterstützt die Heranwachsenden dabei, eine autonome Geschlechtsidentität zu entwickeln. Sie bietet ihnen die Möglichkeit, unterschiedliche Modelle männlicher Identität kennenzulernen und zu erproben. Margit Gottstein: „Gezielte Jungenförderung analysiert außerdem gemeinsam mit den Jungen, durch welche Prozesse sie in der Gesellschaft zum Mann (gemacht) werden. Sie hilft ihnen auch dabei, sich aktiv zu bestehenden Rollenerwartungen zu positionieren.“
Daraus ergibt sich für Staatssekretärin Gottstein die Forderung, dass Fachkräfte in Kitas, Schulen und Jugendarbeit geschlechtsbewusst denken und handeln sollten. „Jungentypisches Verhalten wird in den Einrichtungen oft als problematisch, weil störend wahrgenommen. Damit tut man den Jungen im Grunde aber Unrecht. Alle Akteurinnen und Akteure in Kita, Schule und Jugendarbeit sollten diese Problematik stets im Blick haben und sich der mitunter unterschiedlichen Bedürfnisse von Jungen und Mädchen bewusst sein.“
An der Fachtagung des Kinder- und Jugendministeriums und der Fachstelle Jungenarbeit des Paritätischen Bildungswerks Rheinland-Pfalz/Saarland nehmen rund 200 Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit teil. Die Konferenz will die neuesten Erkenntnisse aus der aktuellen Diskussion der Jungenförderung vermitteln und Denkanstöße geben.