Während ihrer Reise führte Ministerin Binz unter anderem Gespräche mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern auf Bundes-, Landes und Kommunalebene, sowie mit nichtstaatlichen Einwanderungsagenturen, aber auch mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die sich für die Einwanderung nach Kanada entschieden haben.
„Unsere Delegationsreise nach Kanada hat uns wertvolle und intensive Einblicke in dieses Einwanderungsland gegeben. Besonders beeindruckt hat mich der große gesellschaftliche Konsens darüber, dass die Zuwanderung von Fachkräften sowie die humanitäre Einwanderung eine Stärke Kanadas ist. Hier wird gemeinsam an der wirtschaftlichen Stärke gearbeitet – das erfordert das Engagement vieler Akteurinnen und Akteure – der Regierung, der lokalen Gesellschaft, aber auch der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass Kanada auch auf Deutschland schaut, insbesondere auf unsere Anstrengungen in der humanitären Fluchtaufnahme. Das Interesse an unserem Ansatz ist groß. In den kommenden Wochen und Monaten werde ich mit den relevanten Akteurinnen und Akteuren in Rheinland-Pfalz das Gespräch darüber suchen, wie wir positive Ansätze aus Kanada auch in Rheinland-Pfalz umsetzen können. Der kanadische Weg der Zusammenarbeit aller Akteure bei der Einwanderung ist sehr inspirierend“, resümiert Integrationsministerin Katharina Binz.
Kanada hat jahrzehntelange Erfahrung mit der Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten und ist damit erfolgreich: In den letzten 20 Jahren wurde jährlich mindestens ein Prozent der kanadischen Bevölkerung aus dem Ausland angeworben. Gemessen an der Einwohnerzahl ist Kanada damit das Land mit der weltweit höchsten Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften.
Im Austausch mit dem kanadischen Deputy Minister of Immigration Harpreet Kochhar, der Einwanderungsministerin von Nova Scotia, Jill Balser, dem parlamentarischen Staatssekretär Logan Kanapathi aus Ontario sowie dem neu gewählten Bürgermeister von Halifax, Andy Fillmore, wurden die aktuellen Herausforderungen und Chancen der kanadischen Einwanderungspolitik diskutiert. Die Delegation besuchte Kanada in einer politisch interessanten Woche. Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat Kanada die Einwanderungszahlen vorübergehend gesenkt. Nachdem sich die Zahlen gegenüber der Vor-Corona-Zeit von 284.153 (Juni 2019 – Juni 2020; Quelle: Statista 2024) auf 464.265 (Juli 2023 – Juni 2024) fast verdoppelt hatten und bis 2025 ursprünglich auf 500.000 steigen sollten, werden sie nun für 2025 auf 395.000 reduziert. Für das Jahr 2026 werden 380.000 Personen und für 2027 365.000 Newcomer angestrebt. Premierminister Justin Trudeau begründete dies mit der Entlastung des Wohnungsmarktes.
„Trotz der Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Infrastruktur, insbesondere beim Wohnungsbau, ist die Überzeugung, dass Zuwanderung für Wohlstand und Bevölkerungswachstum notwendig ist, tief im Bewusstsein der Kanadierinnen und Kanadier verankert. In Halifax, der Hauptstadt der eher ländlich geprägten Provinz Nova Scotia, in der kanadischen Hauptstadt Ottawa und in der Millionenmetropole Toronto sprachen wir mit der Regierung, Wirtschaftsorganisationen und Einwanderungsbehörden, um zu erfahren, wie Zuwanderung auf den verschiedenen Ebenen und in den unterschiedlichen Regionen des Landes organisiert wird. Ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland ist, dass in Kanada alle Ebenen Hand in Hand arbeiten, um den Newcomern, wie Zuwanderinnen und Zuwanderer in Kanada genannt werden, ein schnelles und gutes Ankommen in ihrer neuen Heimat zu ermöglichen“, erklärt Binz.
Die Delegation besuchte die beiden Settlement Agencies ISANS in Nova Scotia und COSTI in Ontario, um sich ein Bild von deren Unterstützungsangeboten zu machen.
„Sowohl ISANAS als auch COSTI bieten einen Rundum-Service für Newcomer an. Das Angebot reicht von Sprachkursen über Kinderbetreuung und Jobvermittlung bis hin zur Traumabegleitung. Auch in Rheinland-Pfalz haben wir bereits viele dieser Angebote für Zugewanderte. Nun gilt es, Wege zu finden, wie wir die vorhandene Infrastruktur besser miteinander verzahnen können, um die Integration der Zugewanderten zu erleichtern. Im Mittelpunkt der Arbeit sollte dabei immer der Mensch mit seinen Potenzialen und Bedürfnissen stehen. Denn nur wer sich willkommen und akzeptiert fühlt, kommt und bleibt.“
Im kanadischen Ottawa besuchte die Delegation den Standort von SIEMENS Healthineers. Das Unternehmen integriert seit Jahren erfolgreich qualifizierte Fachkräfte und High Potentials aus aller Welt in das Unternehmen. So sind 80 Prozent der 350 Beschäftigten eingewandert. Auf dem Programm stand auch ein Besuch des Humber College in Toronto, einer Mischung aus Berufs- und Fachhochschule. Das College bietet Zugewanderten unter anderem sogenannte Bridging Programs an, um sie für den kanadischen Arbeitsmarkt fit zu machen. Bei beiden Terminen bestand die Möglichkeit zum direkten Austausch mit Zuwanderinnen und Zuwanderern.
„Die Newcomer betonten immer wieder die Unterstützung durch die kanadische Regierung, aber auch durch Nichtregierungsorganisationen – sei es bei der Schulplatzsuche für die Kinder oder bei der Orientierung im Alltag. Deutlich wurde auch, dass in Kanada die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten, etwa durch die Teilnahme an interkulturellen Trainings oder die bezahlte Freistellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verbesserung der Sprachkenntnisse. Ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland, den viele Zugewanderte aus eigener Erfahrung bestätigen, ist, dass sie in Kanada mit weniger bürokratischen Hürden konfrontiert sind. In Rheinland-Pfalz sind wir mit unserer Zentralen Ausländerbehörde (ZABH) ebenfalls bereits gut aufgestellt und erleichtern die Einreise qualifizierter Fachkräfte, um unsere Wirtschaftskraft zu stärken. Die ZABH fungiert als zentraler Ansprechpartner und Verfahrensmittler sowohl für Arbeitgeber als auch für ausländische Fachkräfte. Dank ihres herausragenden Servicecharakters hat sich die ZABH zu einer bundesweit anerkannten Vorzeigeinstitution entwickelt“, betont Katharina Binz.
Die Reise machte deutlich, wie wichtig ein unterstützendes Umfeld für Zuwandererinnen und Zuwanderer ist, um deren Integration zu fördern und damit die Gesellschaft und Wirtschaft des Landes zu stärken.
Der Delegation von Integrationsministerin Katharina Binz gehörten an: Susanne Wingertszahn, Bezirksvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Rheinland-Pfalz/Saarland, Daniel Kieslinger, Geschäftsführer der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz e.V., Andreas Adelmann, Leiter der Zentralen Ausländerbehörde Rheinland-Pfalz und Leiter des Referats Migration und Fachkräfteeinwanderung bei der Stadt Kaiserslautern, Antonio Baranelli, Referatsleiter im Integrationsministerium sowie Jana Lehmberg, zuständig für den Bereich Fachkräfteeinwanderung im Integrationsministerium. Zudem war ein Vertreter der rheinland-pfälzischen Medien Teil der Delegation.