Nachlese zum Fachtag „Hat GesB ein Geschlecht? – Täterinnen.“

Unter der Schirmherrschaft des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz fand am 30. Juni 2022 im Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik in Mainz-Hechtsheim der Fachtag: „Hat GesB ein Geschlecht? – Täterinnen.“ statt.

Das Thema stieß auf große Resonanz, weit mehr als 100 Teilnehmer*innen aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland nahmen an der Veranstaltung teil.

Der Tag wurde von den Täterarbeitseinrichtungen „Contra Häusliche Gewalt!“ Rheinland-Pfalz in Ko­operation mit der Koordinierungsstelle der ISTen Rlp veranstaltet. Grußworte sprachen der Inspekteur der Polizei, Herr Jürgen Schmitt, in Vertretung des Innenministers, Herr Roger Lewentz, sowie der Staatssekretär, Herr David Profit, des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rhein­land-Pfalz. Durch den Tag führte wie immer sehr gekonnt Frau Beate Stoff vom Büro Plan B als Mo­deratorin.

Dr. Heike Küken-Beckmann vom Institut für Rechtspsychologie Rhein-Main in Darmstadt und Dr. Da­niela Gloor von Social Insight aus der Schweiz referierten zu Zahlen, Fakten und der Phänomenolo­gie der Gewalt durch Frauen in Partnerschaften. Es wurde deutlich, dass Frauen eher situative Ge­walt in der Partnerschaft ausüben, die Gewalt in der Regel weniger schwer oder bedrohlich und sel­ten wiederholt ist. Es wurde jedoch auch deutlich, dass es zu wenige aussagekräftige Studien gibt, um allgemeingültige Aussagen zu treffen. In einer aktuellen Auswertung jeder 2. Polizeiakte im Kan­ton Aargau/Schweiz (1046) zu Häuslicher Gewalt durch Social Insight waren von den Ausübenden 

situativer Gewalt (N=534) 75,7% Männer und 24,3% Frauen, während bei systemischer Gewalt und Kontrolle (N=184) 97,3% Männer und 2,7% Frauen die Gewalt ausübten.

Daniela Hirt (BAG TäHG) berichtete zum Stand des Projektes der BAG Täterarbeit zu den Bedarfen weiblicher Gewaltausübender in Paarbeziehungen. Es wurden einige Thesen basierend auf den bis­herigen Erfahrungen erstellt, die überprüft und auf deren Grundlage dann Handlungsempfehlungen in einem weiteren Schritt erarbeitet werden sollen. Zu diesen Thesen gehören: Die patriarchalischen Strukturen mit ihren gesellschaftlichen Auswirkungen müssen in die Beratung mit einbezogen wer­den. Die Verletzungsfolgen, die durch Frauen hervorgerufen werden, unterscheiden sich deutlich von den Verletzungsfolgen, die durch Männer hervorgerufen werden. Die Täterinnen üben die Gewalt eher situativ aus. In den meisten Biografien von gewaltausübenden Frauen liegt eine Viktimisierung durch einen (Ex-)Partner vor.

Mit einer Podiumsdiskussion, die den Bedarf nach Forschung und spezialisierten Beratungsangebo­ten für Täterinnen verdeutlichte, und den Schlussworten des 1. Vorsitzenden der BAG TäHG, Herrn Roland Hertel, endete der spannende Fachtag.

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