RRT Stadt Trier | LK Trier-Saarburg III

Bericht vom Fachtag „Tatort Medien“

Am 9. Oktober 2024 fand als Kooperationsprojekt von Frauennotruf Trier, der Arbeitsgemeinschaft Frieden und der Heinrich-Böll-Stiftung RLP der Fachtag zum Thema „Tatort Medien – Mediale Darstellung von Gewalt an Frauen“ statt.
Er war mit knapp 30 Teilnehmenden gut besucht. Überwiegend waren es Kolleginnen aus den Frauenunterstützungseinrichtungen, vereinzelt aus der Hochschule und dem Journalismus.
Das Augenmerk richtete sich nicht ausschließlich auf mediale Darstellung von Gewalt an Frauen, sondern darauf, den Blick zu weiten für Denkansätze, die Veränderungen anstoßen können. Es ging um Sensibilisierung für eine andere Sichtweise und darum, wie die Medienlandschaft und damit letztlich Gesellschaft veränderbar ist, kurz: was kann jede Einzelne tun.
Die Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt am Beispiel „deutsches Fernsehen“ wurde von Prof. Dr. Christine Linke anhand von Studienergebnissen vorgestellt. Um einen Punkt herauszugreifen: In über 550 Sendungen aus den Genres Fiktion, Information und Unterhaltung wurden in gut 1/3 der Sendungen geschlechtsspezifische Gewalt, 50% davon sexualisierte Gewalt, herausgefiltert. Der Zusammenhang mit der strukturellen Dimension geschlechtsspezifischer Gewalt fand nirgendwo Platz, ebenfalls erfolgte kein Vorabhinweis in den TV-Formaten auf die teils expliziten Darstellungen schwerer Gewalt. Es fanden sich auch kaum Hinweise zu Beratungsstellen, Hilfsangeboten oder ähnlichem. Nur in wenigen Fällen wurde eine differenzierte Perspektive von Betroffenen und Opfern deutlich.
Belinde Ruth Stieve, eine deutsche Film- und Fernsehschauspielerin, als unabhängige Analystin und Beraterin zu Gender und Diversity in Film und Fernsehen unterwegs, stellte die von ihr erfundene Methode zur Erhöhung des Anteils weiblicher Charaktere in Drehbüchern und zur Diversifizierung von Besetzungen vor. Diese Methode ist übertragbar in andere Bereiche, z.B. in Games, in Konferenzen, politischen Kabinetten u.v.m.
In den Workshoprunden des Fachtags wurden Ergebnisse entwickelt für mögliche Folgeprojekte, z.B. die Idee eines Fotoprojektes über andere Darstellungen von Frauen – Frauen als sich wehrende, starke, sich selbst ermächtigende Persönlichkeiten. Oder eine Social Media Kampagne über Heldinnengeschichten. Um Produktionsfirmen zu sensibilisieren für ihre vielfach einseitige Darstellungsweise, wurde im Abschlusspodium auch die Möglichkeit erörtert, mit einem neuen, bewussteren und kritischen Blick Mails an die Redaktionen zu schreiben und sie anzufragen, warum z.B. wieder eine Frau als Opfer dargestellt wird und ob das nicht auch anders und damit besser geht. Ziel ist es, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Es gibt also Ansätze, wo jede/ r etwas tun kann.
Wie man Freiheit wieder lernen kann, wie Frauen nach unglaublich leidvollen Erfahrungen wieder in ihre Kraft gefunden haben, zeigten die eindrucksvollen Bilder des Fotoprojektes vom Trierer Frauenhauses. Es sind Fotos von ehemaligen Bewohnerinnen des Frauenhauses, die sich ihre Freiheit wieder zurück erkämpft haben. 
Leitidee bei der Entwicklung des Fachtags war der Wunsch, am Ende des Tages erfüllt mit Veränderungsansätzen und Handlungsoptionen, bzw. Ideen zurück zu gehen in die eigenen beruflichen Bezüge. Die Rückmeldungen zeigen, dass dieses Ziel erreicht wurde.
 

Teilen

Zurück